Ela aus Köln / "Du musst mir unbedingt das Rezept dafür geben"


Heute: Ela aus Köln
Blog: "Du musst mir unbedingt das Rezept dafür geben"

http://www.elaruether.de/blog/

• Stell’ dich doch einmal kurz mit Namen, Alter, Wohnort, Beruf und Hobbys vor!
> Hi, ich heiße Manuela Rüther, kurz Ela und lebe samt Familie in Köln. Vor gefühlten 100 Jahren habe ich den Beruf der "Köchin" gelernt und ihn insgesamt 5 Jahre ausgelebt. Die schönste Station war dabei das wunderbare VAU in Berlin mit den besten Kollegen der Welt. Da Kochen auf Sterneniveau und Familienleben aber nicht wirklich kompatibel sind, habe ich mich - mit einem lachenden und einem weinenden Auge - 2007 von der Profiküche getrennt. Seitdem verbringe ich meine Zeit mit Fotografieren, Kochen, Reisen, Essen und Schreiben. Gefällt mir!

• Was unterscheidet deinen Blog von den Anderen?
> Wenn der Blog fertig ist (was natürlich nie passieren wird), soll er sich vor allem dadurch auszeichnen, dass es auch, aber nicht ausschließlich um "fertige" Rezepte geht, sondern eher um den kreativen Prozess, der vor dem Rezept steht: Ideen sammeln, probekochen, verbessern, verwerfen, rezeptieren… Ich möchte erzählen, wie ich das Kochen des Gerichts erlebt habe. Welche Fragen habe ich mir beim Kochen gestellt? Beispielsweise: Entfernt man die Haut beim Brathendl vor dem Panieren? Oder: Wie bekomme ich die Schweinebauchschwarte richtig schön kross? Welche Füllung kann ich mir für die Kalbsbrust vorstellen? Wo bekomme ich die Kalbsbrust überhaupt? All das soll den Leser inspirieren und dazu animieren, zu experimentieren. Ich sehe Kochen als einen kreativen Prozess, der gerade deshalb so viel Spaß macht, weil man immer wieder neu (aus)probieren kann. Außer Rezepten soll es Koch-Basics, Dossiers zu verschiedenen Zutaten, Reportagen, Produzenten-Porträts und vielleicht einen Blick hinter die Kulissen, also einen Einblick in meine Arbeit als Food-Fotografin geben.

• Was hat dich dazu motiviert, einen Blog zu starten? Und warum überhaupt ein Foodblog?
> Ich kann mir kein vielseitigeres Thema als Essen vorstellen. Warum der Blog? Weil ich immer mehr das Gefühl hatte oder habe, etwas Eigenes veröffentlichen zu wollen. Wenn man berufsmäßig für Magazine, Verlage oder Agenturen arbeitet, so erfüllt man meist genaue Vorstellungen der Auftraggeber. - Was auch großen Spaß macht. Im eigenen Blog hingegen habe ich Narrenfreiheit. Dort kann ich einfach veröffentlichen, worauf ich gerade Lust habe.

• Wer oder was hat in dir die Leidenschaft für das Kochen/Backen erweckt?
> Das weiß ich gar nicht. Als Kind und Jugendliche habe ich mit meiner Schwester Kochbücher „gefressen“; ständig gekocht und gebacken. Die Leidenschaft war irgendwie immer da. Kochen und Essen waren aber auch immer Teil des (Groß-)Familienlebens.

• Büro, Café, vom heimischen Sofa oder direkt aus der Küche – von wo aus bloggst du?
> Ideen für neue Beiträge kommen mir meist, wenn ich nicht arbeite, sondern etwas ganz anderes tue (mit meinem Sohn spielen, Urlaub machen, schlafen, joggen…). Gebloggt, also geschrieben wird dann am Schreibtisch.

• Gibt es Lebensmittel, mit denen man dich jagen kann?
> Ja, leider. Seeigel - obwohl ich ihn noch nicht probiert habe.

• Und auf der anderen Seite: Gibt es Lebensmittel, die du am liebsten überall verwenden würdest?
> …frischen Knoblauch, Rosmarin, Thymian...

• Welches Land ist deiner Meinung nach eine kulinarische Reise wert?
> Viele! Kulinarische Lieblingsländer sind Frankreich, Israel und die arabischen Länder. Ich war noch nie im Iran, auch noch nicht in der Türkei - bin aber ziemlich sicher, dass es sich kulinarisch sehr lohnt.

• Hast du irgendeine Macke, die besonders beim Kochen/Backen deutlich wird?
> Ich habe viele Macken. Aber beim Kochen oder Backen??? Ich bin etwas eigenbrötlerisch, glaube ich. Koche gerne vor mich hin, so ganz in Ruhe.

• Auf was kannst du beim Werken in der Küche so gar nicht verzichten?
> Ordnung. Der Arbeitsplatz muss ordentlich aussehen, sonst kann ich nicht lecker kochen.

• Was ist deine Inspirationsquelle? Und wo befindet sie sich?
> Draußen, an der frischen Luft. Möglichst außerhalb der Stadt...

• Ganz unter uns: Wie sieht es bei dir in der Küche nach deinem Experimentieren aus?
> Manchmal etwas chaotisch, aber eher ein „geordnetes Chaos“… So eines, dass man relativ schnell aufräumen kann. - Solange die Spülmaschine funktioniert.

• Welches Hilfsmittel aus deiner Küche begleitet dich seit deinem Blogdebüt und wird wahrscheinlich nie ausgetauscht?
> Die tollen Kupfertöpfe und der Gasherd. Damit macht Kochen erst richtig Spaß.

• Hand auf ’s Herz: Sehen deine Gerichte immer so perfekt aus oder geht auch mal etwas schief?
> Klar, geht auch mal etwas völlig schief. Aber auch, wenn alles lecker geworden ist, ist es oft ein langer Weg, bis aus dem Gericht ein schönes Fotomodell wird. Oder besser, bis alles stimmt: Food, Styling, Bildaufbau, Licht… Wobei meine Gerichte eigentlich selten perfekt aussehen. Müssen sie auch nicht. Hauptsache sie sehen lecker aus.

• Folgst du dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ oder ist für dich das Verkosten am Ende das Wichtigste?
> Der Weg ist das Ziel!

• Gute Gerichte und Lebensmittel verlieren zunehmend an Wert. Woran liegt das und was kann bzw. sollte man dagegen tun?
> Vor einigen Jahren hätte ich das Statement noch unterschrieben. Momentan habe ich das Gefühl, das man es so pauschal nicht mehr sagen kann. Denn gutes und hochwertiges Essen steht bei vielen Menschen sehr hoch im Kurs. Sie interessieren und kümmern sich, kochen, backen, kaufen gutes Brot und guten Kaffee, möchten gutes Fleisch und nachhaltig gefangenen Fisch. Immer mehr "Feinkost"-Boutiquen eröffnen. Dazu die ganzen Food-Events: vom Food-Markt bis zum Streetfood-Festival. Das Thema ist - zumindest bei einer bestimmten Gruppe von Menschen - sehr präsent. Es ist eine Art Livestyle geworden. Gleichzeitig boomt natürlich das "Geiz ist geil-Prinzip". Vielen kann Essen nicht billig genug sein. Sicher auch deshalb, weil sie es sich einfach nicht leisten können. Von daher habe ich das Gefühl, dass es mehr und mehr zwei Schichten von Essern/Konsumenten gibt. Und das ein großes Problem ist. Was dagegen zu tun ist? .....Einiges. Vielleicht ist eine der wichtigsten Maßnahmen, schon die Kleinen an gute Lebensmittel heranzuführen. Will sagen, konsequente Genuss-Schule schon im Kindergarten. Kochen und Schmecken lernen in der Schule. Besuche bei Produzenten. Dazu gehört natürlich auch, dass es gutes, frisch gekochtes Essen in Schulen und Kindergärten gibt. Denn wie sollen die Kinder lernen, wie leckeres, frisch gekochtes Essen schmecken kann, wenn sie natriumglutamatverseuchten Einheitsbrei von mittelmäßigen Caterern vorgesetzt bekommen?

• Wie privat ist dein Blog? Was gehört für dich ins Internet und was nicht?
> Ohne ein bisschen Persönlichkeit funktioniert ein Blog nicht. Im Gegenteil, viele Blogs leben davon, dass sehr viel Privates mitgeteilt wird. Man hat fast das Gefühl, dass Dinge veröffentlicht werden, die man eigentlich nur der besten Freundin erzählen würde… Das wundert mich immer wieder. Wenngleich auch ich immer als erstes die Rubrik "Über mich" lese. In meinem Blog war ich lange eher zugeknöpft. Mittlerweile hat sich das etwas geändert und es gibt sogar ein Foto von mir auf der Webseite „wink“-Emoticon Bald wird es noch mehr Texte über mich und meine Arbeit dort geben. Zuviel Privates finde ich für mich selbst aber immer noch schwierig. Ich würde zum Beispiel nicht meine Wohnung zeigen, keine Familienfotos posten und so etwas. Das muss letztlich jeder für sich und seinen Blog entscheiden.

• Hast du dein Smartphone oder deinen Laptop rund um die Uhr parat oder gibt es Zeiten, in denen du offline bist und es auch bleibst?
> Leider gibt es kaum noch offline-Zeiten. Ich hänge schon sehr an meinem Smartphone, muss ich zugeben.

• Wie wichtig ist dir die Anzahl deiner Leser?
> Es freut mich sehr, wenn ich sehe, dass jemand meine Beiträge gelesen hat. Es motiviert, weiterzumachen. Denn letztlich ist es ja das Wesen des Blogs, dass man das, was man da schreibt, mit anderen teilen möchte.

• Bloggst du für dich oder für die Welt?
> Ich denke, jeder bloggt in erster Linie für sich. Bloggen ist eine Art sich selbst oder seine Arbeit darzustellen. Genau, wie es die sozialen Netzwerke sind. Damit das Bloggen, das facebooken oder twittern funktioniert, braucht es natürlich Zuschauer, Freunde, Follower oder wie man es nenne will. Insofern bloggt man auch für die Welt. Ich persönlich blogge zum einen, um etwas eigenes zu haben. Sowas wie ein Jodeldiplom „wink“-Emoticon Und zum anderen, weil es Spaß macht, Leute mit und für das Essen zu begeistern.

• Welche deiner „Kollegen“ schätzt du am meisten?
> Das ist eine sehr schwere Frage, denn ich entdecke jeden Tag neue Blogs, die mich völlig umhauen. Großartig finde ich Steffens Arbeit: http://steffensinzinger.de/blog/

• Ohne welche Musik kannst du nicht leben/kochen?
> Element of Crime. Allerdings koche ich sehr oft ohne Musik.

• Mit welchem Koch würdest du gerne mal ein Menü herrichten?
> Heiko Antoniewicz

• Welches Kochbuch würdest du nie aus der Hand geben?
> Süße Verführung von Eckart Witzigmann - einfach alle Grundrezepte, die man in der Patisserie braucht „wink“-Emoticon

• Wie groß ist deine Küche?
> Zu Hause die ist leider nur 12 qm, in meinem Atelier die ist vielleicht 30 qm oder so. Größer wäre in beiden Fällen besser.

• Was macht eine Foodbloggeschichte für dich lesenswert?
> Kommt drauf an, was ich gerade suche: Bin ich auf der Suche nach Informationen, freue ich mich über einen gut recherchierten Beitrag, der all meine Fragen beantwortet. Oder ein gutes Rezept. Möchte ich Inspirationen, dann schaue ich mir gern Bilder, Fotos, Illustrationen an. Wenn ich einfach eine schöne Geschichte aus der Küche anderer lesen will, also unterhalten werden möchte, dann sollte diese Geschichte eine klare Aussage haben. Ich finde es toll, wenn ich nach dem Lesen bereichert bin. Sei es durch neue Infos, durch Humor oder einfach einen tollen Schreibstil.

• Und zu guter Letzt ein Klassiker: Wenn du die Zeit zurückspulen könntest, was würdest du an deinem Leben (und vielleicht an deinem Blog) ändern?
> Am Leben garnichts. Am Blog… da würde ich vielleicht planmäßiger rangehen? - Aber eigentlich auch nicht, denn es macht ja gerade Spaß, immer weiter zu puzzeln. Neue Ideen einzubinden.

 

• Wen oder was würdest du auf eine einsame „Kochinsel“ mitnehmen? TOP3

> Foodblogs:
1. http://derultimativekochblog.com/ - zur Unterhaltung
2. http://steffensinzinger.de/blog/ - für umfangreiche Infos und tollte Blogporträts
3. http://photisserie.blogspot.de/ - wegen hinreißender Fotos

> Kochbuch: (auch Zeitschrift??)
1. La Grand Bordel, von Judith Stoletzky und anderen
2. Maria Luisa kann nicht anders, von Judith Stoletzky und anderen
3. Effilee - Gesammelte Werke bis heute

> Musikalbum:
1. Ray Charles
2 .Element of Crime, Mittelpunkt der Welt
3. Jonny Cash - American Recordings

> Kochutensilie:
1. Topf
2. Feuerzeug
3. Feuerzeugbenzin


• Salz oder Pfeffer?
> Salz

• Bier oder Wein?
> Beides

• Süß oder Herzhaft?
> Herzhaft

• Hauptgang oder Dessert?
> Hauptgang

• „Early Bird“ oder „Night Owl“?
> Eigentlich "Early Bird", da der Tag immer zu kurz ist, auch "Night Owl".

• Ordnungsfanatiker oder Dreckspatz?
> Chaotische Ordnung

• Kaffee oder Tee?
> Kaffee


• Lieblings...:
> ...messer: Windmühlenmesser in groß
> ...gewürz: Salz
> ...koch: mehrere
> ...kochzeit/tag: Abends
> ...rezept: Rinderbacke, Schweinekinn, aber auch sonst alles geschmorte


Fotos © Ela
http://www.elaruether.de/blog/

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