Christian aus Erfurt / "Cocktailsworld"
Heute: Christian aus Erfurt
Blog: Cocktailsworld
http://www.cocktailsworld.net/
• Stell’ dich doch einmal kurz mit Namen, Alter, Wohnort, Beruf und Hobbys vor!
> Hallo mein Name ist Christian ich wohne in Erfurt und bin 30 Jahre alt. Ich arbeite als Barkeeper was im Grunde nicht nur mein Beruf sondern auch mein Hobby ist. Wenn ich mal nicht hinter der Bar stehe, dann drehe ich mit meinem Mountainbike ein paar Runden als Ausgleich.
• Was unterscheidet deinen Blog von den Anderen?
> In meinen Blog geht es wie der Name schon sagt um Cocktails und wie man diese zubereitet. Dabei versuche ich ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Zum einen möchte ich, dass sich Hobbybarkeeper und jemanden der sich einfach mal zuhause einen schönen Drink mixen will, viele nützliche Informationen und Tipps zukommen lassen, denn jeder hat irgendwann mal klein angefangen und nicht jeder muss gleich Barkeeper werden. Aber auch für Bartender die mitten im Beruf stehen, kann man auf meinen Blog vieles finden, was man sonst nur durch viel ausprobieren, oder in speziellen Fachbüchern nachschlagen kann. Außerdem veröffentliche ich regelmäßig neue und innovative Cocktailrezepte die den Zeitgeist der modernen Barkultur entsprechen. Kurz: Mein Blog ist etwas für Profis und Anfänger. Außerdem würde ich sagen, dass jeder seine Informationen schnell finden kann, da mein Blog recht intuitiv strukturiert und auf das wesentliche beschränkt ist.
• Was hat dich dazu motiviert, einen Blog zu starten? Und warum überhaupt ein Foodblog?
> Kurz gesagt es macht Spaß. Aber um das Thema mal etwas zu vertiefen mal ein paar kleine Worte. Bevor ich als Bartender anfing, hab ich als Hobby an meiner kleinen Hausbar Cocktails zubereitet. Ich habe Bücher und Zeitschriften zu diesem Thema verschlungen und mich natürlich auch im Internet über Cocktails informiert. Anfänglich störte mich, dass auf manchen Internetseiten die Cocktailrezepte mehr oder weniger falsch beschrieben wurden. Das war meine Motivation einen eigenen Blog zu starten und die Rezepte so zu veröffentlichen wie sie auch tatsächlich zubereitet werden sollten. Dies vermerkte ich auch mit Quellen. Ich war wohl damals so etwas wie ein „Cocktailnerd“. Heute sehe ich so etwas nicht mehr so eng, denn wenn man wirklich hinter der Bar arbeitet weiß man, dass sich Drinks in Laufe der Zeit einfach verändern und ein gewisser Spielraum wie man einen Cocktail interpretiert, es schon immer gegeben hat.
• Wer oder was hat in dir die Leidenschaft für das Cocktail mixen geweckt?
> Es war ein Geburtstag von einem Freund und das ist sehr lange her. Ich hatte die Idee Cocktails zu mixen. Damals hatte ich überhaupt keine Ahnung davon. Aber die eigentlich viel zu bunten und süßen Drinks kamen sehr gut an und es entstand eine Art Tradition. Wenn eine Feier anstand, war ich derjenige der sich um die Drinks kümmerte und das entwickelte sich dann auch zu meinem Hobby.
• Büro, Café, vom heimischen Sofa oder direkt aus der Küche – von wo aus bloggst du?
> Oft bekomme ich die Eingebung für einen guten Drink hinter der Bar, diese lasse ich dann auch von meinen Gästen testen und nicht selten landet der eine oder andere Drink von mir auf meinen Blog. Meine Artikel entstehen jedoch bei mir am Schreibtisch, wo ich genügend Ruhe habe.
• Gibt es Lebensmittel, mit denen man dich jagen kann?
> Schwierig, ich bin eigentlich für fast alles offen was man trinken und essen kann und ich probiere gern neues aus. Jedoch bin ich kein Fan von Fertiggerichten und Lebensmittel die man höchstens als Füllstoff bezeichnen kann. Ich koche privat auch gerne frisch und mache das was man selber machen kann auch gern selbst.
• Und auf der anderen Seite: Gibt es Lebensmittel, die du am liebsten überall verwenden würdest?
> Wenn wir das mal wieder auf Cocktails beziehen, verwende ich ausschließlich frisch gepresste Zitrussäfte für meine Drinks. Natürlich nur für die Cocktails, die Limettensaft, Zitronensaft usw. benötigen. Mir blutet oft das Herz wenn Kollegen zur fertig abgefüllten Zitronensaftflasche greifen und dann behaupten sie könnten damit einen guten Fizz, oder Sour mixen.
• Welches Land ist deiner Meinung nach eine kulinarische Reise wert?
> Man muss dabei gar nicht so weit fahren, selbst in Deutschland gibt es in Berlin, München, Hamburg und Co. Wirklich gute Bars die international sehr bekannt sind und bei denen sich ein Besuch lohnt. International gesehen steht Tschechien, Japan, Singapur und England ganz oben auf der Liste was Barkultur angeht. Also ein kleiner Abstecher weiter östlich der Republik z.B. Prag kann nicht schaden.
• Hast du irgendeine Macke, die besonders beim Cocktails mixen deutlich wird?
> Meine größte Macke ist wohl das ich auf Perfektion sehr großen Wert lege und meine Drinks auch manchmal zu aufwändig dekoriere und fast schon wie ein Kunstwerk betrachte. Das kann allerdings ein Problem werden, wenn gerade 30 Drinks und mehr bestellt werden. Man muss da natürlich einen Kompromiss zwischen Qualität und Geschwindigkeit finden. Ich bereite mir meinen Arbeitsplatz so weit vor, dass ich alle Dekos (so wie ich sie haben will) für den ganzen Abend einfach schon fertig habe und auch alles einfach griffbereit ist, so kann ich eine gleiche Qualität gewährleisten.
• Auf was kannst du beim Werken in der Bar so gar nicht verzichten?
> Es ist ein unscheinbares kleines Gerät was man wohl hinter der Bar gar nicht unbedingt vermuten würde. Ein einfacher Spargelschäler, oder Zestenreißer. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich dieses Teil während des Betriebes schon gesucht habe und ich einfach nicht weiter arbeiten konnte.
• Was ist deine Inspirationsquelle? Und wo befindet sie sich?
> Es klingt vielleicht unter Bartenderkollegen ein wenig abgedroschen, jedoch war für mich das gute alte „Schumanns Bar“ das erste richtige Barbuch und ich würde es auch jeden Einsteiger empfehlen. Sehr gut ist natürlich der erste Band vom Cocktailian. Auch verwende ich gern „Foodpairing“ um neue Ideen für Zutatenkombinationen zu bekommen.
• Ganz unter uns: Wie sieht es bei dir in der Küche nach deinem Experimentieren aus?
Chaos ;) Mein Chaos wird auch so schnell nicht beseitigt da erst einmal die Begeisterung für meinen neuen Drink ganz oben steht.
• Welches Hilfsmittel aus deiner Küche begleitet dich seit deinem Blogdebüt und wird wahrscheinlich nie ausgetauscht?
> Eigentlich nur meine Hände ;)
• Hand auf ’s Herz: Sehen deine Gerichte immer so perfekt aus oder geht auch mal etwas schief?
> Ich denke mal optisch bekomme ich jeden Drink gut hin, aber natürlich dauert es eine Weile bis ein Drink von der Planungsphase bis zum Endergebnis fertiggestellt ist. Und ja da kann sehr viel schief gehen, manchmal hat man eine Idee und das Ergebnis schmeck fürchterlich. Man muss viel experimentieren und auch kreativ sein für einen perfekten Drink. Man darf dabei nie vergessen, dass solch ein Cocktail auch 10 mal und mehr gleichzeitig bestellt werden kann, daher sollte die Zubereitung auch nicht zu viele Arbeitsschritte beinhalten, denn sonst wird kein professioneller Bartender deinen Drink in seiner Bar umsetzen.
• Folgst du dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ oder ist für dich das Verkosten am Ende das Wichtigste?
> Ein Drink der am Ende auf meinen Blog landet sollte natürlich schmecken. Jedoch finde ich es spannend verschiedene Zutaten zu probieren und auch mal zu scheitern. Bis ich dann einen Namen für meine Idee habe und mein Drink auch einfach „rund“ ist, kann es natürlich etwas dauern und diese Arbeit macht mir am meisten Spaß.
• Gute Gerichte und Lebensmittel verlieren zunehmend an Wert. Woran liegt das und was kann bzw. sollte man dagegen tun?
> Dies beschränkt sich nicht nur auf die Küche, auch hinter der Bar kann man dieses Phänomen beobachten. Die Gäste wollen einfach nicht „etwas länger“ auf ihre Drinks warten, man findet in vielen Bars fertige Sirups und andere industriell hergestellten Zutaten (zum schnellen Arbeiten), die man früher in einer klassischen Bar überwiegend selber herstellen musste. Um den Kostendruck und den Geschwindigkeitsdruck Herr zu werden finden man auch heute noch viele Cocktails mit einen sehr hohen Saft- und Sirupanteil. Doch der Trend geht zum Glück in die Richtung, dass man in guten Bars wieder frische Zutaten verwendet und auch seine eigenen Zutaten herstellt. Die alten 80èr Jahre Fancy Drinks a la Swimming Pool und Sex on the Beach verlieren immer mehr an Bedeutung. Dieses Bewusstsein für einen guten und bodenständigen Cocktail geht wie man immer mehr sehen kann auch zu den Gästen über. Man sollte einfach beständig sein und seine Ansprüche auf Frische und Qualität durchsetzen. Man sollte auch nur Drinks anbieten, dessen Zutaten man auch immer frisch zur Verfügung hat. Also lieber eine kleine Karte mit Drinks die auch wirklich perfekt und frisch gemixt werden können und diese Karte saisonal wechseln um die Frische zu garantieren.
• Wie privat ist dein Blog? Was gehört für dich ins Internet und was nicht?
> Wirklich etwas über mich erfährt man auf meinen Blog nicht, dass soll auch so sein, denn auf meinen Blog soll es um das wesentliche gehen. Vielleicht erkennt man meinen persönlichen Schreibstil, oder eine persönliche Note.
• Hast du dein Smartphone oder deinen Laptop rund um die Uhr parat oder gibt es Zeiten, in denen du offline bist und es auch bleibst?
> Nun ich versuche soweit es mir möglich ist mein Leben offline zu gestalten um auch wirklich „dabei“ zu sein. Jedoch schaue ich auch wenn ich gerade mal nichts veröffentliche 1- bis 2-mal am Tag nach dem rechten auf meinen Blog.
• Wie wichtig ist dir die Anzahl deiner Leser?
> Ich würde jetzt lügen wenn mir das nicht wichtig wäre, natürlich verfolge ich regelmäßig meine Besucheranzahl und es freut mich wenn ich auch mal Feedback bekomme.
• Bloggst du für dich oder für die Welt?
> Ich blogge eigentlich nur für die Welt da draußen, aber hin und wieder schaue ich sogar selber auf meinen Blog nach Cocktailrezepten falls ich mal nicht mehr genau weiß was da alles so drin war ;)
• Welche deiner „Kollegen“ schätzt du am meisten?
> Ganz klar Arnd Heißen, er ist Barchef im Ritz-Carlton und sein Barkonzept „Fragrances“ finde ich einfach genial. Man findet dort einfach fast alles was man mit modernen und innovativen Techniken und Zutaten hinter der Bar alles machen kann.
• Ohne welche Musik kannst du nicht leben/kochen?
> Musik ist tatsächlich ein wichtiges Thema, dabei macht die Arbeit natürlich mehr Spaß. Ich persönlich höre gern Jazz und das passt ja auch zum Flair einer klassischen Bar.
• Mit welchem Bartender würdest du gerne mal ein Cocktail kreieren?
> Dazu müsste ich einen Sprung zu den Ursprüngen der Cocktailgeschichte machen und mit Mr. Jerry Thomas hinter der Bar stehen. Dort würde ich dann einen tieferen Einblick in die Barkultur des 19 Jhd. bekommen.
• Welches Barbuch würdest du nie aus der Hand geben?
> Ich verwende zwar kein Barbuch mehr, jedoch würde ich aus rein nostalgischen Gründen mein erstes Barbuch (Schumanns Bar) nicht aus der Hand geben.
• Wie groß ist deine Bar?
> Für die Anzahl der Sitzplätze (etwa 70) eigentlich zu klein, denn es kann nur ein Barkeeper effektiv arbeiten. In Stoßzeiten kommt man sich oft in den Weg wenn man mal zu zweit arbeitet. Ich würde sagen sie ist bestimmt 3 Meter lang, aber der Arbeitsplatz für den „einen“ Barkeeper nur etwa 1 Meter.
• Was macht eine Foodbloggeschichte für dich lesenswert?
> Ein gutes Foto, damit ich überhaupt anfange zu lesen. Interessante Zutaten, neue Ideen.
• Und zu guter Letzt ein Klassiker: Wenn du die Zeit zurückspulen könntest, was würdest du an deinem Leben (und vielleicht an deinem Blog) ändern?
> Da gibt es bestimmt vieles privates und berufliches, aber bezogen auf meinen Foodblog bin ich eigentlich zufrieden. Mein Blog ist natürlich nicht perfekt, aber genau das macht es ja interessant, denn ich bekomme immer wieder neue Ideen und verbessere hier und da mal ein wenig und dieser Prozess macht mir Spaß, denn ich habe noch viele Dinge die ich umsetzen will. Es wäre doch langweilig wenn mein Blog jetzt schon perfekt wäre.
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• Wen oder was würdest du auf eine einsame „Barinsel“ mitnehmen? TOP3
> Foodblogs:
1. meinen ;)
2. www.eyeforspirits.com
3. www.ginspiration.de
> Barbuch:
1. Cocktailian Band 1
2. Jerry Thomas How to Mix Drinks, or the Bon Vivant’s Companion
3. Cocktails: Die Kunst, perfekte Drinks zu mixen
> Musikalbum:
1. Charles Mingus - Blues & Roots
2. Miles Davis – Cookin
3. Stan Getz - The Cool Sound of Stan Getz
> Barutensilie:
1. Tin-in-Tin Shaker
2. Strainer
3. Barlöffel
• Salz oder Pfeffer?
> Pfeffer
• Bier oder Wein?
> Bier
• Süß oder Herzhaft?
> Herzhaft
• Hauptgang oder Dessert?
> Hauptgang
• „Early Bird“ oder „Night Owl“?
> Natürlich Night Owl ;)
• Ordnungsfanatiker oder Dreckspatz?
> Wohl eher Ordnungsfanatiker, sonst kann ich nicht arbeiten.
• Kaffee oder Tee?
> Kaffee
• Lieblings...:
> ...messer: mein kleines japanisches KAI Shun
> ...gewürz: grüner Kardamom
> ...koch: Mutti ;)
> ...mixzeit/tag: nach 18 Uhr da bin ich wirklich wach ;)
> ...rezept: Gin Basil Smash
Fotos © Christian http://www.cocktailsworld.net/